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Marcel Schwob: Vom König, der immer nur Eier aß

- 2. April 2010

Für Menschen, die Ostern überlegen, ob sie nach dem Ende der Fastenzeit immer noch Eier essen sollten (kurze Inhaltsangabe):

Der Aschermittwoch läutet 40 Fastentage ein. Wer sich diese lange Zeit verkürzen möchte, sollte die passende Geschichte vom König, der immer nur Eier aß, lesen. Die findet man in Marcel Schwobs Werk „Das gespaltene Herz“, das anlässlich seines 100. Todestages im Jahr 2005 neu aufgelegt wurde. Mit rotem samtartigen Einband. Entstanden ist dieser Band mit insgesamt 34 Geschichten und Illustrationen im goldenen Zeitalter der Erzählungen zwischen 1888 und 1891 und zeigt ein großes Spektrum von Geschichten: phantastische, groteske, schauerliche, gespenstische, aber auch märchenhafte.

Interessant besonders für die Fastenzeit und das bevorstehende Osterfest erscheint das Märchen vom König, der mit seinem Koch berät, was er denn Ostersonntag essen könne – nach 40 fleischlosen Fastentagen, in denen Eier in immer neuen Variationen die Hauptspeise bildeten. Der schlägt – o Wunder! – natürlich Eier vor, da das zu Ostern unvermeidlich sei. Übel gelaunt lässt der König einen Magier rufen, der ihm erläutert, dass man Eier nicht essen, sondern ausbrüten lassen müsse. Diese Erkenntnis macht der König zum Gesetz, womit er letztlich seinen gesamten Staat ruiniert. Und die Moral von der Geschicht`: Da wurde ihm sein Leben schließlich selber leid und erfand die 41. Art, Eier zuzubereiten: rote Eier.

Dieses Kunstmärchen mit seinen philosophischen Anklängen über die Staatskunst wurde von Marcel Schwob verfasst, dem „Ritter vom Tintenfass“. Marcel, ein frühreifes Kind, wohnte bei seinem Onkel in einer Bibliothek, was ihn zu einem Menschen voller Belesenheit machte. Gelehrt zwar, aber ein weltfremder Träumer in seinem Elfenbeinturm. Ihn beschäftigte Zeit seines Lebens das Magische der Welt, die er als passiver Abenteurer literarisch beschrieb. Noch kurz vor seinem frühen Tod – er lebte von 1867 bis 1905 – schiffte er sich todkrank in die Südsee nach Samoa ein, um das Grab seines großen Vorbildes Robert Louis Stevenson zu besuchen und seine Phantasie zu leben. Doch er erreichte sein Ziel nicht und starb am 26. Februar 1905 in Paris.