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Lieber Hase, wie war das damals mit Joseph Beuys?

- 30. März 2010

Warum erscheint ein (uralter) Text aus dem Jahr 2001 auf einmal wie Phönix aus der Asche  auf dieser Plattform? Nun, die Geschichte geht so und erklärt auch, wie Twitter funktioniert:

Auf der Twitter-Plattform habe ich mit einem Link auf einen Beitrag von Heide Liebmann hingewiesen. Sie nennt sich @nasenfaktor. Und jetzt kommt @mcschindler ins Spiel, denn sie hat – wahrscheinlich schon in Gedanken an Ostern – gelesen: @hasenfaktor und teilte mir das umgehend mit (Echtzeit-Faktor!). Ich schrieb zurück, denn diese Wortschöpfung gefällt mir. Und sie fragte nach einem Link zu dem Text. Zu meinem Leidwesen habe ich nur noch den Anfang des Textes aus meiner damaligen Serie „Beuys für Anfänger“ auf meiner Festplatte gefunden. Alles andere „verschimmelt“ wahrscheinlich im Zeitungsarchiv.

Und hier der Text zum Thema „Hasenfaktor“. Danke Marie Christine Schindler! Denn gleich  mache ich mich  auf die Suche nach weiteren Texten zu den Themen „Ostern, Eier etc.“ Die stelle ich dann auch hier ein, denn beim Thema Ostern heißt es ja ebenfalls: „Alle Jahre wieder“.

Auszug aus einem Artikel, den ich im April 2001 für das Klever Wochenblatt verfasste

Lieber Hase, wie war das damals mit Joseph Beuys?

Bedburg-Hau. Im Park von Schloss Moyland gab er dem Wochenblatt ein Exklusiv-Interview Moyland. In unserer kleinen Serie „Beuys für Anfänger“ anlässlich der 80. Wiederkehr seines Geburtstags steht heute das Lieblingstier des Künstlers im Mittelpunkt: der Hase. Ein glücklicher Zufall – beim Besuch des Schlosses Moyland hoppelte er über den Weg. Und weil er gerade zu Ostern gut gelaunt war, stellte er sich bereitwillig dem Interview.

Wochenblatt: Guten Tag, wohin sieht man dich denn so schnell eilen?

Hase: Zu Ostern werde ich immer leicht melancholisch und denke an all die schönen Geschichten zurück, die ich mit Joseph Beuys erlebt habe. Der ist zwar schon tot, aber hier in Moyland kann ich drei seiner Werke bewundern, die mit mir zu tun haben: Hasenplan, Sibirische Symphonie 1963 und Rückenstütze für einen feingliedrigenMenschen (Hasentypus). Die anzusehen mache ich mir selbst zum Geschenk. Das hab ich auch verdient nach all dem Osterstress.

Wochenblatt: Wie hat das damals eigentlich angefangen – die Geschichte mit Beuys?

Hase: Ja, wenn ich mich recht entsinne, war alles eher ein Zufall. Beuys suchte bei der„Sibirischen Symphonie 1. Satz“ einen toten Hirschen, entschied sich dann aber doch für mich. Denn ich war für ihn unter anderem das Fruchtbarkeitssymbol schlechthin. So stellte er eine Verbindung zwischen mir und der Frau her. Ich als Inkarnation des Menschen – darauf bin ich natürlich sehr stolz.

Wochenblatt: Ich merke, das hat dir gefallen. Was ich nicht ganz verstanden habe: Du warst in der Aktion tot?

Hase: Und das nicht nur einmal. Das war ja das eigentlich Verwunderliche. Zum Beispiel hatte ich im November 1965 meinen großen Auftritt bei einer Aktion in der Düsseldorfer Kunstgalerie Schmeler. Die hieß: Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt. Beuys hatte seinen Kopf mit Honig begossen und darüber Blattgold gelegt. Das sollte die Geistigkeit des Menschen betonen. Ich dagegen lag behütet in seinen Armen. Und erbehandelte mich, als sei ich lebendig. Er ging mit mir rund und erklärte mir die Bilder. Er flüsterte mir seine Worte in meine langen Ohren und ließ mich auch schon einmal die Bilder mit meinen Pfoten berühren. Die Leute, die dabei waren, verstanden damals wohl wenig von dem Geschehen.

Wochenblatt: Und du?

Hase: Um ehrlich zu sein, wie soll ich das verstehen, was schon für die Menschen schwierig ist zu begreifen? Ich weiß nur, Beuys ist mit mir umgegangen wie mitjemandem, der wieder auferstanden ist. Für diesen Aspekt seid doch ihr Menschen zuständig.

Wochenblatt: Du denkst an die Auferstehung Christi? Richtig, ich erinnere mich, dass die Christen schon seit dem Mittelalter den Hasen als Symbol für die Auferstehung verstehen.

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© Gisela Behrendt, GB-Marketingpraxis 2001